Fay by Brown Larry

Fay by Brown Larry

Autor:Brown, Larry [Brown, Larry]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Wilhelm Heyne Verlag
veröffentlicht: 2016-11-11T07:37:28+00:00


Als sie am Montag vor Übelkeit in den frühen Morgenstunden erwachte, war in dem großen Haus noch alles ruhig. Sie rollte sich auf die Seite und lag eine Weile da, versuchte die Übelkeit zu verscheuchen, doch es wurde bloß schlimmer, und plötzlich musste sie die Decke zurückschlagen, im Bad den Lichtschalter suchen, sich neben der Toilette auf den Fliesenboden knien und das Haar aus dem Gesicht streifen, bevor sie sich übergab. Dann würgte und zitterte sie und riss, ohne aufzustehen, Toilettenpapier von der Rolle, wischte sich den Mund ab und spuckte Schleimfäden ins trübe Wasser.

Sie lehnte sich auf ihren Hintern und ihr rechtes Bein zurück, ruhte sich aus und wartete, ob noch was kam.

So hockte sie lange da, bis sie wusste, dass es vorbei war, dachte an die Dunkelheit draußen und die Entfernung zu Sam. Am liebsten hätte sie eine Zeitung gekauft, um zu sehen, ob darin über Alesandra berichtet wurde. Doch sie hatte Angst davor. Was spielte es für eine Rolle, ob es in der Zeitung stand oder nicht? Sie erhob sich und schaltete im Rausgehen das Licht aus.

Inzwischen war ihre Müdigkeit verflogen. Der Wecker mit den kleinen Digitalziffern, der neben dem Bett stand, zeigte 4:57 Uhr an. Sie wusste nicht, wann es hell werden würde. Es war schon sehr lange her, dass sie so früh aufgestanden war. Wahrscheinlich als diese Jungs sie zu ihrem Trailer mitgenommen hatten. In der Zeit bei Sam war sie träge gewesen, hatte lange geschlafen, Fernsehen geschaut, gegessen, sich an den Strand gelegt, war geschwommen und hatte wieder gegessen. Sie setzte sich aufs Bett und zündete sich eine Zigarette an. Sie sah die Tür, von der er gesprochen hatte, und öffnete sie. Durch die Fliegentür blies der Seewind ins Zimmer und machte es kühler, er bauschte die Rüschen über dem Himmelbett, ließ ihre Haare nach hinten flattern. Sie stand da, blickte auf den Hafen hinaus und lauschte wieder den Tönen in den Takelagen, die ganz nah dort draußen im Dunkeln waren. Nichts konnte sie davon abhalten, sich anzuziehen, zur Tür rauszuschleichen und wieder den Highway entlangzumarschieren. Dabei hatte sie bei Sam stets gedacht, dass sie für immer davor bewahrt sei, dass das Trampen und Umherziehen aus und vorbei war, nichts als schlechte Erinnerungen an Tage und Nächte an widerwärtigen Orten. Aber es hatte sich nichts geändert. Sie war wieder so, wie sie immer gewesen war. Und vielleicht immer sein würde. Doch es gab etwas, das sie tun konnte, etwas Schönes, das sie sich jetzt gönnen konnte.

Sie badete eine halbe Stunde lang, ein Bein überm Wannenrand, erstaunt, dass ihr Bauch unverändert aussah. Als sie fertig war, wusch sie sich unter der Brause die Haare, besorgt, dass das laufende Wasser die anderen wecken könnte. Mit Seife wusch sie ihre Unterwäsche im Waschbecken aus, und dann holte sie eine saubere ärmellose Bluse und einen ordentlich zusammengefalteten Rock aus dem Koffer. Die Bluse war leicht zerknittert, aber sie zog sie trotzdem an, zusammen mit einem sauberen Slip und dem letzten sauberen BH. Durchs Fenster sah sie einen blassen Lichtstrahl, das hieß, der Morgen war nah.



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